Für Menschen, die nicht schon mit einer Erblindung auf die Welt gekommen sind, sondern ihr Augenlicht durch beispielsweise eine Krankheit verloren haben, gibt es eine besondere, von der Natur inspirierte Hilfe: Das bionische Auge Argus II
Nach 20 Jahren Forschungsarbeiten wurden die ersten elektronischen Sehprothesen entwickelt und blinden Menschen damit ermöglicht, wieder Konturen, Licht und Schatten von anderen Menschen und Gegenständen zu erkennen. Genau genommen potenziell 35.000 in Deutschland lebenden Menschen, die wegen einer Retinopathia/Retinitis pigmentosa blind sind und dessen Rezeptoren der Netzhaut geschädigt sind. Bei einigen Menschen sind die kleinen Computer und Augenchips von Argus II bereits implantiert worden und ermöglichen Unglaubliches! Dank dem bionischen Auge sind viele Menschen wieder in der Lage, ein eigenständiges Leben zu führen.
Wie funktioniert das künstliche Auge?
Das Retinaprothesensystem ist für die Elektrostimulation der Retina zur Anregung der optischen Wahrnehmung bei blinden Menschen bestimmt. Mit elektrischen Impulsen werden de abgestorbenen Sehzellen in der Netzhaut umgangen und die lebensfähigen Zellen stimuliert. Eine Kamera in der Brille sendet die aufgenommen Bilder an einen Computer, den die Person bei sich trägt. In diesem Computer wird das aufgenommene Bild kabellos an eine Antenne gesendet, die sich im Implantat befindet und auf Elektroden übertragen, die zusätzlich auf der Netzhaut implantiert sind. Diese Antennen-Schaltbefehle werden so über eine Induktionsspule am Brillenbügel drahtlos in den Körper des Patienten gesendet.
Nach der Implantation: Erwartungen und Rehabilitation
Die elektrische Stimulation der Netzhautzellen durch den Netzhautchip sorgt dafür, dass Lichtmuster wahrgenommen werden können. Um diese Muster zu interpretieren, bedarf es einem aufwändigen Training, nach dem der Patient dann seine Umgebung scannen und einschätzen kann. Dafür dauert es, nachdem das bionische Auge Argus II implantiert wurde, 6-8 Wochen, bevor mit dem Training begonnen werden kann.
Schon die Brilleneinstellung und die Übungen mit einer Magnettafel fordern höchste Konzentration des Patienten. Nach den ersten Schulungen geht es an die Zweier-Übungen, bei denen die Patienten im Alltag begleitet werden. Dieser learning-by-doing-Prozess zieht sich über Jahre.
Wichtig ist außerdem, dass die Patienten nicht einfach wieder einen Bildschirm anschalten und sehen können, sondern vielmehr eine Lebenserleichterung bekommen, die eigenständige Entscheidungen ermöglicht. Der Langstock kann zwar helfen, an einer Hauswand oder einem Bürgersteig entlangzugehen. Das parkende Auto oder den Passanten auf dem Gehweg bemerken Blinde aber oft erst, wenn sie dagegen stoßen. Außerdem ist das Erkennen von Personen und damit Familienmitgliedern nicht nur über Sprache oder Berührung wieder möglich.
Ein kleines Implantat, das große Wunder bewirken kann.